Ice, Ice, Baby,...
Blauer, wolkenloser Himmel und Sonnenschein, der uns derart wärmt, dass wir unsere dicken Windjacken, Mützen und Schuhe langsam aber kontinuierlich ausziehen. Um uns herum das Meer, so still und flach, dass sich die schneebedeckten Gipfel der Kenai Fjorde des gleichnamigen Nationalparks im Süden Alaskas beinahe darin spiegeln. Vor uns ragen die riesigen, mindestens 200 m-hohen Eiswände des Aialik/ Pederson oder Holgate Gletschers aus dem Wasser heraus.
Weit und breit niemand - außer wir, zwei kleine Gestalten in einem roten voll gepackten Kayak. Hin und wieder erspähen wir Seehunde und Möwen, die sich auf den Eisschollen, die im Wasser treiben, sonnen. Gelegentlich taucht ein Wal nicht fern von uns auf und freut sich scheinbar, uns zu sehen - zumindest deuten wir seinen Flossenschlag so ;-) Das ruhige Gleiten unserer Paddel im Wasser wird nur gelegentlich vom donnernden Kalben der uns umgebenden Eisriesen unterbrochen.
Diese fantastische, fast schon irreelle Idylle ist unser letztes und wahrscheinlich einprägsamstes Erlebnis während unseres Alaskaaufenthalts.
... dann hätten wir deutlich weniger Abenteuergeschichten zu berichten; beispielsweise von kalten und feuchten Tagen und Nächten im Zelt, von der Suche nach Sonne und Gewässern zum Waschen, von wiedrigen Kayakbedingungen, von der Flucht vor Moskitoschwärmen UND: von Begegnungen mit Bären.
Ja, liebe Eltern, diese Begegnungen gab es. Einmal, wir waren gerade auf dem Rückweg von einem kleinen Spaziergang, erblickten wir auf einer Lichtung, knapp 10 m von uns entfernt, einen Braunbären. Ob er uns gesehen hat, wissen wir nicht. Wir jedenfalls sind schnurstracks nach hinten ausgewichen und haben versucht, uns richtig zu verhalten: groß machen und laut sein; Bärenspray sprühbereit. Der Bär scheint von unserem 10-minütigen Duett von "Alle meine Entchen" so abgeschreckt worden zu sein, dass er uns nicht mehr begegnet ist, als wir uns schließlich dazu entschlossen haben, mit klopfendem Herzen den Rückweg anzutreten.
Ein anderes Mal haben wir abends in der Nähe unseres Zeltes einen Bären in einer Wiese gesehen und sogar kurz beobachtet, bis wir, dieses Mal im Kanon, "Alle meine Entchen" zur Bärenabwehr zum Besten gegeben haben. Dieses Mal scheint es den Bären jedoch nicht ganz so abgeschreckt zu haben, denn am darauffolgenden Morgen erblickten wir knapp 3 m von unserem Zelt entfernt eine dicke Ladung Bärenschiss - Timos Theorie zufolge hat sich der Bär beim Anblick unseres Zelts in die Hose geschissen. Im wahrsten Sinne des Wortes "Scheiß egal und nix wie weg!"
Anders bei unserer geführten Bärentour im Katmai Nationalpark, während derer wir eine Bärenmutter mit ihren zwei kleinen Bären stundenlang haben beim Spielen, Fischen und Mittagsschlaf beobachten dürfen.
Und so verlassen wir diesen fernen, menschenleeren und vielernorts wilden und unberührten Flecken Erde zu dem Moment, zu dem er am schönsten ist.
Als nächstes begeben wir uns zu meiner Gastfamilie nach Michigan. Von dort aus geht es nach Vermont zur Hochzeit einer Freundin. Insbesondere Timo freut sich auf ein amerikanisches Leben im Überfluss fernab spartanischer Campingplätze und rationierter Trekkingmahlzeiten mit vielen Burgern, Hot Dogs, Ice Cream, Pizza, Donuts und Coca Cola aus dem Wasserhahn ;-)
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