Ankunft im Land der Pandas




We made it!!!! Wir sind erfolgreich in China eingereist. Zwar mussten wir mehrmals Fingerabdrücke aller unserer Finger abgeben; nach unserer genauen Route, die großzügig von der im Visaantrag angegebenen abweicht und den Buchungsbestätigungen der Hotels, die wir längst storniert haben, hat glücklicherweise keiner mehr gefragt. 


Auf dem Weg vom Flughafen Chengdus in die Stadt werden wir von einem überlebensgroßen Mao begrüßt. 



Im Hotel werden wir von Millie und Stella begrüßt. Millie war bei unserem ersten Besuch in China, vor sieben Jahren, unsere Couchsurferin in Shangahi; Stella ist eine Freundin von Millie, die wir ebenfalls von vergangenen Besuchen kennen. Nach Ankunft im Hotel in Chengdu, welches Millie für uns reserviert hat, stellt uns Stella unser Tagesprogramm vor: Einkauf auf einem lokalen Markt, Kungfu Teezeremonie im Volkspark, Mittagessen in der Altstadt, Kaffee zum Wachhalten (wir sind immerhin seit mehr als 20 Stunden auf den Beinen), Schattentheater-Workshop, VIP-Besuch der Sichuanoper mit Kostümanprobe, Abendessen. Besser hätte unsere Reise nicht starten können. 













Marktbesuch in China heißt vor allem eins: Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch; nichts für schwache Nerven  - oder Vegetarier. Ich schaue lieber der Nudelherstellung zu bzw. werde derweil mit der enormen Vielfalt chinesischer Blattgemüse bekannt gemacht: Pak Choi, Wo Shun, Pan Cai, Choi Sam, Poi Choi, Tong Ho, Kai Lan,... 

















Na, kommt oder vergeht euch da der Appetit? Keine Angst, die Bilder vom Schweinehirn und den gehäuteten Häschen ersparen wir euch... Nicht ganz so deftig, aber genauso außergewöhnlich gestaltete sich unser Mittagessen...



Fern der günstigen Garküchen, in die es für uns bald wieder gehen wird, läd uns Millie auf eine kulinarische Reise, zufälligerweise entlang der Seidenstraße, auf der wir bald gen Westen reisen wollen, ein. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir noch nie so viel gegessen haben. Mit einer Speise nach der anderen füllte sich der drehbare Tisch mit allem möglichem Essbarem, sogar die Blüten der Zierbäume waren Plätzchen. Und auch wenn es in China immer noch Sitte ist, beim Essen Reste zu lassen, bemühen wir uns, so wenig Essen wie möglich in den Mülleimer wandern zu lassen. 


An unserem dritten Abend in Chengdu, Millie und Stella sind inzwischen in ihren Arbeitsalltag nach Shanghai zurückgekehrt, treffen wir uns mit Philipp, einem Chinesen, den wir während unseres Treks in Nepal kennengelernt haben. Philipp, der eigentlich Huang heißt, läd uns mit zwei Freunden, Ann, alias Tang, und Sam, alias Tsang, zum Hotpot-Essen ein. In China ist es üblich, sich im Englischunterricht einen englischen Namen zu geben, den viele Chinesen lange über ihre Schulzeit hinaus der einfacheren Aussprache wegen im Kontakt mit Ausländern benutzen. Huang, Tang und Tsang - wie sollten sie auch anders heißen ;-) 

Beim Hotpot, einer südchinesischen Spezialität, wird allerlei Fleisch und in unserem Fall ungewöhnlich viel Gemüse zum Garen in einen großen Topf schärfster Chilisuppe gestürzt. Nach einiger Zeit und mit einigem Glück, darf sich dann jeder nach Belieben mit Stäbchen das rausfischen, was er mag, in der Hoffnung nicht aus Versehen den Kuhmagen oder die Hühnerfüße zu erwischen. Nach unserer Erfahrung vor ein paar Tagen mit Millie und Stella, während der Timo sich plötzlich einer nicht mehr ganz so süßen Wasserschildkröte auf seinem Teller gegenübersah, haben wir Philipp gebeten nichts Exotischeres als Kuhmagen und Hühnerfüße zu bestellen; ist ja auch exotisch genug! 





Und wenn wir nicht gerade englischsprachige Dolmetscher bei uns haben, gestaltet sich die Essensuche auch mal etwas schwerer, denn nicht alle Restaurants haben Speisekarten mit Bildern. 




Da freuen wir uns immer über (fast) bekannte Gesichter ;-) Und dank genialer Apps wie bspw. “Weygo”, die chinesische Schriftzeichen per Scan in englische Wörter umwandeln können, gelingt es uns meist, etwas Leckeres, wie bspw. kalten Nudelsalat nach Sichuan Art oder  Dampfnudeln gefüllt mit süßem Bohnenmus, zu finden.



Insgesamt fühlen wir uns, als seien wir um mehrere Jahrzehnte in die Zukunft gereist: Die Chinesen zahlen fast nur noch per QR-Code mit A-P-Ps wie „WeChat“, “Unionpay” oder „Alipay“; egal ob beim Einkauf auf dem Markt oder beim Souvenirkauf in einer der gigantischen futuristischen Fußgängerzonen, ob im Taxi oder nach dem Ohrenputzen im Volkspark.

Diese fortgeschrittene bargeldlose Zahlungsmethod erklärt u.a. auch, weswegen der Busbahnhof, an dem wir unsere Tickets für die Weiterreise kaufen, so leer ist: Zusätzlich zu den gängigen Onlinekaufmöglichkeiten, können die Chinesen am Eingang per Scan eines QR-Codes Tickets kaufen. Die ewig langen Warteschlagen mit den gefühlt Tausenden drängelnden Einzelkindern, gegen die wir uns auf vergangenen Reisen behaupten mussten, fehlen gänzlich. Wie harmonisch...







Vielernorts schreiten Großprojekte der Regierung unaufhaltsam voran, mit dem Ziel Xi Jinpings Chinesischem Traum, der Wiederbelebung der einstigen Größe der chinesischen Nation, ein Stückchen näher zu kommen. Obwohl dabei alt und neu nicht immer auf harmonische Weise aufeinandertreffen, bewahrt China sein traditionelles Gesicht: Nach wie vor treffen sich beispielsweise die Menschen zum gemeinsamen Sport oder zum Kartenspiel auf öffentlichen Plätzen. 








Ein Besuch Chengdus wäre nicht komplett, ohne dem Wahrzeichen Sichuans bzw. Chinas, dem Riesenpanda, in der Pandazuchtstation am Rande der 16 Millionen Metropole einen Besuch abzustatten. Dort kann man die unendlich süßen zweifarbigen Bären stundenlang bewundern und sich zugleich auf den chinesischen Tourismus einstimmen, denn wir sind längst nicht die einzigen, die den Pandas beim Bambusfressen und Faulenzen zusehen wollen. 


Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, ist der Panda vor allem in Chengdu allgegenwärtig; hier beispielsweise wird er zu Propagandazwecken genutzt. Die süßen Pandabilder werben in einer U-bahnstation für die Kerntugenden des Sozialismus, u.a. Liebe zum Vaterland, Rechtschaffenheit, Höflichkeit, Harmonie,...


Hier wird er zu kommerziellen Zwecken missbraucht.



Anders als in den meisten Gegenden im Ausland - wenn sie nicht gerade von chinesischen Tourbussen heimgesucht werden - bedeutet Tourismus in China Massen!!! an Menschen - ein Grund, weswegen wir uns bei diesem Chinabesuch für den Besuch eher abgelegener und wenig besuchter Gegenden entschieden haben, nämlich den tibetischen Gegenden außerhalb der autonomen Region und dem islamischen Westen Chinas. An unserem fünften Tag in China machen wir uns daher auf den Weg ins tibetische Hochland. Ein bisschen traurig, den Komfort vorgewärmter Toilettensitze, japanischer Poduschen und automatischer Klodeckel gegen die in den Bergen üblichen und im wahrsten Sinne des Wortes beschissenenen Plumpsklos einzutauschen, überwiegt jedoch die Vorfreude auf blauen Himmel, Natur und vor allem die bezaubernde tibetische Kultur. 

Bald dann mehr aus dem Land der Schneeleoparden...




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