Sonne, Sand und Meer
Kennt ihr noch die Geschichte von Frederick, der Maus, die anstelle von Essbarem, Erinnerungen, Farben und Sonnenstrahlen für den Winter sammelt? In diesem Herbst haben Timo und ich es wie Frederick gemacht: Wir haben Sonnenstrahlen und Erlebnisse zur Vorbereitung auf den nahenden Winter gesammelt und hätten uns dafür keinen besseren Ort aussuchen können als Jordanien.
Umgeben von Krisengebieten wie dem Irak und Syrien, sowie Saudi-Arabien, was auch nicht gerade für seine politische Toleranz und Wertefreiheit bekannt ist, und nicht zuletzt dem Westjordanland und Israel, hat Jordanien es nicht leicht, sich auf der Liste der Reiseziele (westlicher) Touristen zu etablieren.
Dabei ist es in Jordanien so friedlich – und das nicht nur in politischer Hinsicht. Aus dem stressigen und lauten Schulalltag kommend, haben wir in den Weiten der jordanischen Meeressenken, seinen Wüsten und Berglandschaften eine erholsame Idylle und Harmonie, gemischt mit einem Hauch von altertümlicher Kultur, leckerem Essen und besonderen gastfreundlichen Menschen vorgefunden – und Tag ein, Tag aus: Sonne und strahlend blauer Himmel. Ein paar der Eindrücke, an die wir uns in diesem Winter sicherlich des Öfteren erinnern werden, wollen wir gerne mit euch teilen.
Vorbei geht es an Dörfern, deren weiße und hellbraun getünchte Häuser sich wie ein Chamäleon an die Steinhänge pressen und deren Tarnung nur von den auffällig grünen Olivenbäumen und den herausragenden Minaretten der unzähligen Moscheen unterbrochen wird. Am Straßenrand herrscht morgens und abends, wenn die Temperaturen abkühlen, reges Treiben: Männer in traditioneller Kleidung verkaufen Tomaten, Feigen und Melonen aus den Anhängern ihrer Fahrzeuge, elegant anmutende verschleierte Frauen sitzen in kleinen Gruppen unter Schatten spendenden Holzvorrichtungen und bieten Minze und Petersilie an, tote geschorene Ziegen hängen in gläsernen von Neonleuchten erhellten Schaukästen aus Glas, in den mannigfachen Kebab– /Falafelbuden und Teestuben sitzen auf ausgedienten staubigen Sofas Männer, die Tee schlürfen und Shisha rauchen.
Schon nach ein paar Kilometern fühlen wir uns so weit weg aber irgendwie auch in der Ferne angekommen. Am liebsten würden wir bei jedem Händler Obst erstehen und bei jedem Teeshop Halt machen; vielleicht nicht unbedingt dann, wenn er sich neben einem Metzger befindet, sondern doch lieber neben einem der vielen Süßigkeitenshops in dem große Bleche voller vor Zucker nur so triefender leckerer Süßwaren darauf warten, vernascht zu werden.
Das traditionelle Leben auf den Straßen kontrastiert stark mit dem, was wir hinter den Mauern der Hotels am Toten und Roten Meer vorfinden. Trotz dessen dass es auch hier Frauen im Monokini gibt, die sich des erfrischenden Poolwassers erfreuen, gibt es jedoch auch viele Frauen, die sich in kurze Hosen und Bikinis kleiden, die ihre Haare nicht bedecken, rauchen, Alkohol trinken und die am Abend den schlangenartigen Bewegungen der aufreizend gekleideten orientalischen Tänzerinnen zusehen und davon mindestens genauso fasziniert und mitgerissen sind wie wir.
Fasziniert sind wir auch von Petra, der versteckten Stadt, die von dem Volk der Nabatäer zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. im Herzen des heutigen Jordaniens erbaut wurde. Versteckt ist die Stadt, da sie umschlossen von Sandsteinbergen liegt und nur durch eine 1,2 km lange Schlucht, zu erreichen ist.
Bei der Ankunft in Wadi Musa, dem Ausgangspunkt für den Besuch der 2000 Jahre alten faszinierenden archäologischen Städte kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass hinter den Bergen ein Schauplatz derartigen Ausmaßes zu finden ist. Zu Fuß erkundeten wir mehrere Tag die zum Teil bestens erhaltenen ehemaligen Wohnstätten, Tempel und Grabkammern der Nabatäer. Für uns ist es schwer vorstellbar, wie Menschen vor 2000 Jahren so großartige Bauwerke in Stein gemeißelt haben sollen.
Mindestens genauso schwer vorstellbar ist für uns die Tatsache, dass es viele Beduinen gibt, die auf ein Leben in der Stadt verzichten und noch heute in den Höhlen leben; selbstverständlich mit Kühlschränken und Fernsehern, die von Solarenergie betrieben werden, wie uns Beduinen bei mehreren Gläsern Tee, zu dem sie uns zu sich einluden, erzählten.
Da fällt es uns schon leichter zu verstehen, weswegen manche Beduinen, beispielsweise diejenigen, die im Wadi Rum, der Berg– /Sandwüste an der Grenze zu Saudi-Arabien, lieber im Freien schlafen, denn wer würde nicht ein 1000–Sterne Hotel seinem eigenen zu Hause vorziehen? Während einer 3–tägigen Jeep–/ Trekkingtour kamen wir in den Genuss sämtlicher Vorzüge des Lebens unter freiem Himmel: kein Strom, kein Internet, absolute Stille und Einsamkeit, Kochen auf offenem Feuer, Sonnenuntergänge und Sternschnuppen satt,... – sehr zu empfehlen.
Dafür konnte ich am Pool, in dem jordanische Männer unseren Alters schwimmen übten, umso mehr mit meinen Schwimmkenntnissen beeindrucken. Ein Mann forderte mich sogar zum Wettschwimmen heraus, leider jedoch erfolglos. Die reinste Gaudi. Nun aber erst einmal einen goldenen Herbst - Inshallah!!!
Eure Fredericks
P.S. Und sollte euch demnächst mal wieder der Alltagsstress einholen, macht es wie die Jordanier: Abwarten und Teetrinken! :-)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen