Oh Mann Oman!
Ob sich unsere Erwartungen an den Oman erfüllt hätten, wurden wir nach unserer Rückkehr gefragt. Hmm, allzu groß waren unsere Erwartungen an das kleine Land im Schatten Saudi Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate eigentlich nicht. Sonne und Wärme tanken und dabei bloß nicht krank werden; das war alles, was wir wollten - auch wenn uns ein bisschen Durchfall nach dem Plätzchenmarathon der Vorweihnachtszeit sicherlich nicht geschadet hätte ;-)
Mit durchschnittlichen 12 Regentagen pro Jahr hatten wir gute Karten, dass es nicht ausgerechnet während unseres Aufenthalts im Sultanat am Golf regnen würde. Ehrlich gesagt haben wir uns das ein oder andere Mal beim Anblick der ausgetrockneten Flusstäler und dürren verstaubten Dattelpalmen eher ein bisschen Regen herbeigesehnt. Über eine schattenspendende Wolke wären wir auch schon dankbar gewesen ;-)
Besonders heftig haben wir die Wüstensonne Arabiens, die zu dieser Jahreszeit mit angenehmen hochsommerlichen Temperaturen von 28 Grad aufwartet, an Neujahr zu spüren bekommen. Offen gestanden war das auch das einzige Mal, dass unser Gesundheitszustand zu wünschen übrig lies. Schuld daran war eine Gruppe Engländer aus Dubai, die wir am Silvestermorgen während einer Canyoningtour im Snake Canyon kennengelernt hatten und die mit einem Jeep voller Champagner, Vodka, Cognac und Wein fürs Wochenende in den Oman gereist waren - nicht etwa weil man im Oman besser die Bräuche des Islams brechen und im Gebirge unbehelligt der Sittenpolizei saufen kann; nein, vielmehr um den größenwahnsinnigen exorbianten Silvesterfeiern Dubais zu entkommen und fernab jeglichen Luxus ein ruhiges Wochenende zu verbringen.
Und so hatten die vier Glück, zwei ansonsten abstinente Deutsche zu treffen, die ihn beim Leeren der Flaschen behilflich waren und wir hatten Glück den Engländern beim Sündigen helfen zu dürfen; Timo gleich doppelt, denn er konnte gar nicht genug von den importierten Schweinefleischmengen bekommen. Dabei hatten wir uns einige Tage zuvor bei einem Besuch der Sultan Qaboos Moschee in Muskat noch ausführlich bei Feigen und arabischem Kaffee in den Islam einweisen lassen.
Nach diesem frevelhaften Verhalten geschah es uns nur Recht, mit einem Kater in der Hitze schmoren zu müssen. Aber alles nicht so wild, denn spätestens am Abend war alles wieder vergessen. Nachdem wir wie jeden Abend unser Zelt mitten im Nirgendwo aufgebaut, das Lagerfeuer angefacht, die Campingmahlzeit vertilgt und alles Geschirr vor Bergziegen und Kamelen, den einzigen natürlichen Feinden im Oman, in Sicherheit gebracht hatten, widmeten wir uns unserer allabendlichen Mission: Sternschnuppen zählen. Der pure Wahnsinn!
Nicht nur seine klare Luft, sondern seine Sauberkeit im Allgemeinen hat der Oman sicherlich der wenig bis kaum vorhandenen Industrie und seiner geringen Bevölkerungsdichte zu verdanken. Mit knapp 3,5 Millionen Menschen in einem Land so groß wie Deutschland zählt der Oman zu den am dünnsten besiedelten Flächen der Welt. Dabei nimmt Sandwüste ca. 2/3 des Landes ein. Zum ersten Mal hat Timo sich darin mit dem Auto ausprobieren dürfen - und das ohne dabei stecken zu bleiben.
Unberührte und schier grenzenlose Natur locken bisher nur wenige Touristen an. Das Land lebt hauptsächlich vom Erdöl- und Erdgasexport und der Landwirtschaft. Ganz besonders gut kann man die Ruhe und Gemächlichkeit des ländlichen Lebens in den Bergen genießen. Balad Sayt, ein Palmenhain in der Nähe des Syq Plateaus, Trekking im Akhdar-Gebirge und der Arabische Grand Canyon am Jebel Shams haben uns dabei besonders gut gefallen.
Leben auf dem Land ist für viele Omani eine bewusste Entscheidung. Die Bergdörfer sind einigermaßen gut angebunden, was man von Bergdörfern beispielsweise in Marokko nicht behaupten kann, Schulen sind vorhanden (alle unter 18-jährigen im Oman sind alphabetisiert), es gibt Internet- und Telefonverbindungen, sauberes Trinkwasser, Abwassersysteme und eine regelmäßige Müllabfuhr. Ihre Freizeit verbringen die Omanis sehr gerne am Wasser, sei es am Meer oder in den vom Grundwasser gespeisten Wadis, wie dem Wadi Bani Khalid, wo man so wunderschön baden kann. Ein Highlight für uns war oben erwähnte Canyoningtour während derer wir uns zur Durchquerung der 5 km-langen Schlucht teils abseilen, klettern oder durch eiskalte Wasserbecken waten oder gar schwimmen mussten.
Dank der moderaten Modernisierung hat der Oman jedoch viele Traditionen bewahrt. Ganz besonders bezaubernd beispielsweise ist die omanische Alltagsgarderobe. Männer jeden Alters tragen eine sogenannte dishdasha, ein langärmliges, hemdähnliches Gewand aus meist weißer Baumwolle, und einen Turban oder eine Kappe auf dem Kopf. Frauen tragen meist schwarze, sehr elegante Überkleider; nur selten Gesichtsmasken oder Gesichtsschleier. Auch wenn die Frauen sicherlich nicht die Wahl haben, einfach mal in Jeans und T-shirt herumzulaufen, vermitteln sie dem Besucher jedoch bei Weitem nicht das Gefühl der Unterdrückung - wie es hierzulande häufig thematisiert wird.
Eine Oase der anderen Art und das krasse Gegenstück zum Oman hingegen ist Dubai, wo wir auf dem Rückflug gerade genügend Zeit hatten, um uns von dem schnellsten Aufzug der Welt auf das höchte Gebäude der Welt, den Burj Kalifa befördern zu lassen und die Mall of Dubai mit Skihalle, Achterbahn und einem mehrere Stockwerke großen Aquarium zu besichtigen. Die Stadt der Rekorde und Superlative ist jedoch alles andere als bezaubernd und dem märchenhaften Charme Omans um Welten unterlegen.
Ebenfalls rekorverdächtig war der Temperatursprung den wir vom Oman in das -10 Grad-kalte Deutschland gemacht haben. Unsere Energiespeicher sind jedoch voll und wir sind bereit, den Schulalltag aufzunehmen.
In diesem Sinne schicken wir euch viele warme Grüße und wünschen euch einen guten Start ins neue Jahr.
Timo & Hanna
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