Sitzen! Trinken! Oder Urlaub in Kroatien
Kaum haben wir unser Zelt auf dem Campingplatz aufgebaut, kommt auch schon die Platzwärtin mit ihrem Getränkekorb. "Sitzen! Trinken!" kommandiert die tiefe Stimme mit starkem fast schon übertriebenem deutschen Akzent "Likör oder Schnaps?" Milka heißt die Gute, aber mit der süßen Milkakuh hat sie wenig gemeinsam. Wir gehorchen.
Es dauerte eine Weile bis wir uns an das alltägliche Zeremoniell, welches uns sowohl an den Zeltplätzen als auch in den Appartements, die man in Kroatien an jeder Ecke des touristisch bestens ausgebauten Landes für ein paar Nächte mieten kann, gewöhnt hatten. Und so zischten wir fast allabendlich einen kurzen Grappa, selbstgebrauten Kräuterschnaps mit dem Decknamen "Arznei" oder fruchtigen Likör. Und wenn wir nicht gerade mit den kroatischen Appartmani-/ Zeltplatz-Besitzern auf den florierenden Tourismus anstießen, begnügten wir uns mit der 1,5l- Flasche selbst gemachten hochprozentigen süßen Weins, den uns ein stolzer Hobbyweinbauer zu Beginn der zwei Wochen abfüllte und mitgab. Ein Hoch auf das Reisen!
Auf dem Trockenen saßen wir also nie und das nicht allein wegen des hohen Alkoholkonsums, zu dem uns die Einheimischen verleiteten, sondern auch da die Hauptattraktionen des Landes Wasserlandschaften sind. Egal ob auf einer der Hunderten von Inseln, die vor Kroatiens Küste gelegen sind oder im Inland an den Plitvicer Seen oder im Krka- Nationalpark, das nächste Gewässer ist nie fern. Selbst beim Wandern im Velebit, dem höchsten der kroatischen Gebirge, ist das Auge stets auf Wasser gerichtet. An einigen Tagen war es sogar so heiß, dass wir Badeurlaub vom Feinsten genießen durften.
Und das geniale am Urlaub in Kroatien Ende Oktober ist, dass die Saison zu Ende ist. Abends bedeutete das zwar, an Türen klopfen und auch mal eine Abweisung einstecken zu müssen: "Zimmer kaputt", was soviel bedeuten sollte wie "unser Zimmer wurde schon zur Rumpelkammer umfunktioniert, sodass darin nicht mehr geschlafen werden kann." Tagsüber jedoch hatten wir die großartigsten Strände wie beispielsweise die karge Mondlandschaft auf Pag oder die türkisfarbenen Buchten auf Dugi Otok für uns allein! Unterwegs trafen wir meist nur Kroaten, die um diese Jahreszeit mit der Olivenernte beschäftigt sind und fleißig ihre Bäume schütteln und den ein oder anderen chinesischen Reisebus - aber uns Freunde meiden ja bekanntlich die Sonne ;-)
Schaut man sich die immensen für die Badetouristen geschaffenen Ferienanlagen entlang Kroatiens Küste an, die mit Namen wie "Kamp Nordsee" oder " Appartmani Mutti" um Besucher werben, scheint Kroatien im Sommer voll von Deutschen zu sein. Kein Wunder, dass es in Kroatien nur so von deutschen Importsupermärkten wimmelt: Lidl mit Meerblick, Kaufland mit Sonnendeck, Dm, Bauhaus,... lassen das deutsche Urlauberherz wahrlich höher schlagen. Der Freude an allem Deutschen verdankten wir jedoch auch, dass wir stets auf sehr sehr herzliche Weise oftmals sogar auf Deutsch empfangen wurden und man uns erntefrische Mandarinen, Granatäpfel und oben beschriebene alkoholische Spezialitäten in Massen zuteil werden ließ.